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Sturmwehen

Der Himmel hatte gestern Nacht Wehen.

Eine schwere Geburt mit Fernwehen, Presswehen und heftigen Sturmwehen.

Ein Aufschrei des Himmels mit kräftigen Ergüssen, flutartigen Sturzbächen und einem Aufstöhnen durch preschende Winde.

Und geboren wurde? Ein neuer Tag.

Rosig, zerknittert und noch etwas blass sah er erst aus. Aber langsam erkennt man hier und dort ein sonniges Lächeln. Ein neues Leben, einen neue Chance.

Die Nachwehen wüten noch, der Himmel ist noch zu aufgewühlt. Kann sich nur schwer beruhigen. Auch das neue Leben tobt. Kraftvoll will es uns von seiner Präsenz überzeugen. Begleitet von schützenden Wolken wächst es von Stunde zu Stunde.
Jeder noch so seichte Windstoss erinnert uns an seine Herkunft und jeder nasse kalte Regentropfen auf unserer Haut weckt uns auf und erinnert uns, an sein Dasein, an unser Dasein, im hier und jetzt. 
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Man könnte…

Man könnte loslaufen, rennen, hoch und höher springen oder sich vergraben tief und tiefer.

Man könnte flüstern, säuseln, nuscheln oder rufen, kreischen, schreien!

Man könnte träumen, schwelgen, dösen oder denken, grübeln, analysieren.

Man könnte machen, werkeln, tun!

Oder einfach nur sein!

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Neues Jahr, neues Glück.

Neues Jahr, neues Glück?

Blick ich ins alte Jahr zurück,

da war die Hoffnung auch schon da,

doch alles blieb, wie‘s vorher war.

Auf ein Neues! Ich seh schon mein Glück!

Der Blick nur nach vorne, niemals zurück!

Jetzt geht es los! Ich kann wieder hoffen!

Dieses Jahr wird ins Schwarze getroffen!

Gesundheit, Liebe, Lottogewinn!

Ach, wo will ich noch alles hin?

Ich rette die Welt, ich werd‘ Präsident!

Keinen gibt es der mich nicht kennt!

Und wenn es nicht klappt,

alles bleibt wie es war…

Dann bleibt mir Silvester!

Im nächsten Jahr….

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Graue Wolken

Eine grosse graue Wolke,

umhüllt meine kleine Welt.

Alles Leben, alle Liebe, schliesst sie ein,

wird starr, zerfällt.

 

Ich kann nicht atmen,

bin eingeschlossen,

wie in einem grossen Kokon.

Verfalle in einen Winterschlaf,

es gibt keine Musik es ertönt kein einziger Ton.

 

Wie ein grosser grauer Mantel,

ersticken die Wolken jeden Funken in mir.

Sie engen mich ein,

ich kann nicht mehr atmen,

es wird enger und enger,

gleich ist es passiert.

 

Dann hängt meine Seele wie welke Blätter,

mein Geist meine Hoffnung am Boden wie Stein.

Eiskalt durchfährt jeder Wind meine Adern.

Wie kann ich hier leben?

Wie kann ich hier sein?

 

Wo sind die goldenen Strahlen der Sonne?

Die Leben erwecken,

die Liebe versprüh`n?

Ich muss ihr entgegen!

Ich muss sie finden!

Muss auf! In ihre Nähe jetzt flieh´n!

 

Nur dort wo sie ist, da gibt es noch Hoffnung,

nur dort wo sie ist, kann ich noch sein.

Kann meine Selle sich wieder entfalten,

Kann ich wieder Leben!

Im Sonnenschein.

 

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The Queen

My hair: partly grey – no recognizable cut.

My fingers: dirty – broken nails with partial red colors.

My Make-Up: sad – with dark shadows under the eyes.

My lipstick: black – drawn also beside my mouth.

My dress: messy – a mixture of ugly and just cheap.

My title: Queen – Queen of Halloween.

 

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Gefährliche Schritte

Tapps tapps, und schon wieder hör ich die Schritte,

sie gehen ganz langsam, sie gehen im Kreis.

Ich kann an nichts anderes denken,

Kommen sie näher? Es rinnt mir der Schweiss.

Ich weiss, gleich werden sie lauter und trampeln.

Gleich rennen sie los, rennen über mich weg!

Sie werden mich überall hin verfolgen,

wegzulaufen hat gar keinen Zweck.

 

Schwere Schritte, dunkle Schritte, da kommt etwas mit viel Gewicht,

ich dachte grad hörte ich sie noch leiser,

ich versuche zu rennen,

doch etwas nimmt mir die Sicht.

Jetzt sind sie ganz nah.

In meinem Kopf nur noch Dröhnen,

der Hall zieht in jeden Winkel von mir.

Ich will nur noch rennen!

Ich halt mir die Ohren!

Doch wo ist der Ausgang? Doch wo ist die Tür?

 

Überall wo ich hinkomme,

sind nur noch Wände!

Die Schritte! Oh nein!

Jetzt werde ich überrannt!

Sie trampeln herum auf meiner Seele.

Warum hilft mir denn niemand?

Wo ist die rettende Hand?

Sie trampeln und trampeln,

ich werd` immer kleiner.

Sie trampeln noch weiter, kaum bin ich mehr da.

Am Ende nur noch ein Hauch von mir selber,

ein mickriger Rest, von dem was mal war.

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Wer suchet der findet 

Wer suchet der findet…. Stimmt das wirklich? Wer ist nicht auf der Suche? Nach Erfolg, Glück, dem richtigen Partner, dem Sinn des Lebens? Und wie soll man das alles finden? Wer gibt die Garantie, dass nur weil ich suche, ich auch irgendwas finde? Und wenn ich das was ich finde gar nicht das ist was ich will? Was mir gefällt? Was ich gesucht habe? Vielleicht hätte ich doch lieber nicht gesucht. Dann kann ich auch nicht enttäuscht werden.

Doch was ist mit denen die gar nicht suchen? Die einfach alles nehmen wie es ist und nichts neues brauchen? Sind die vielleicht glücklicher? Weil sie nicht rastlos umher irren? Immer die Augen und den Blick geschärft für das Objekt der Begierde?

Oder sind die abgestumpft und nur nicht unter den Suchenden weil sie schon aufgegeben haben? Sich der Ohnmacht ergeben nichts verändern zu können. Nichts mehr verändern wollen? Angst haben vor Neuem? Vor dem oder das was sie finden könnten?

Vielleicht ist Suchen generell gut. Erneuerung inspirierend und Veränderung nährend. Jedoch nicht mit dem Ziel unbedingt etwas finden zu müssen. Vielleicht ist jede Suche eine Reise. Eine Reise bei der der Weg das Ziel ist. Eine Suche kann ein Abenteuer sein! Ein Abenteuer in unserem festen, eingefahrenem Alltag. Ein Abenteuer, das wir uns bewahren sollten. Vielleicht einfach nur um eine gewisse Offenheit zu wahren Neues in unser Leben zu lassen. Wir sollten nicht nach bestimmten Dingen suchen, eher nach Erfahrungen, Möglichkeiten!

Wer suchet der findet…. Wer nichts Bestimmtes sucht wird immer eine Überraschung vorfinden! Lassen wir uns doch einfach vom Leben überraschen!

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Willst du mit mir geh`n?

Du fragtest: willst du mit mir geh`n?

Ich sagte Ja, doch dann bliebst du steh`n.

Ich zog und zog doch du rücktest nicht vom Fleck.

Ich schob und zerrte, doch du gingst nicht weg.

 

Eingefroren, starr vor Schreck.

Wieso? Es war doch alles so perfekt?

Panik vor dem nächsten Schritt?

Wir geh´n doch zusammen! Ich komm` doch mit!

 

Langsam könnten wir doch schleichen,

jedem kleinsten Steinchen weichen?

Vielleicht ab und zu mal springen!

Ich würde dich zu gar nichts zwingen!

 

Doch du hältst mich hier zurück,

hältst mich fern von meinem Glück.

Ach, dann bleib doch einfach stehen!

Ich werd alleine weitergehen.

 

Mit grossen, vollen, stolzen Schritten!

Ich werde dich nicht nochmals bitten.

Die Zeit ist zu kostbar, das musst du versteh`n,

um mit dir nur auf der Stelle zu steh`n.

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Wichtigkeit


Er sitzt neben mir. Der Mann mit dem weissen Haar, der dunklen Brille und weiss-grauen Vollbart. Er hat Unterlagen vor sich liegen, andauernd wandert sein gelber Textmarker von links nach rechts über das Blatt. Synchron mit den Augen, nein, synchron mit dem kompletten Kopf. Ab und zu wandert der Blick in die Ferne, die Stirn kräuselt sich etwas. Volle Konzentration. Dann geht es weiter. Aus einem schwarz-weissen Text wird ein fast komplett gelber. Kann denn das alles wichtig sein? In jeder Zeile eine Aussage stecken die hervorgehoben werden muss? Gekennzeichnet mit einer schrillen gelben Alarmfarbe! „Hey! Schaut her! Lest mich ich bin wichtig!“ Sätze, Worte, Buchstaben kämpfen um einen Rang. Wer ist wichtiger! Oh, die eine Zeile wurde nur unterstrichen, die daneben doppelt markiert… Chaos bricht aus!

Wie wäre es, wenn man mit so einem Marker durch die Gegend laufen würde? Was würde wir alles gelb an-markern? Sachen die wir nicht vergessen dürfen? Die Brotdose! Ich muss noch Brot kaufen… Ah, die ganze Küche! Die wollte ich noch aufräumen! Die Alarmfarbe färbt unsere komplette Umgebung gelb! Alles ist wichtig!

Bunte Farben und Strukturen verschwinden. Kleinigkeiten nehmen wir gar nicht mehr wahr. Alles ist nur noch gelb und sooooo wichtig! Jetzt sind es nicht nur Buchstaben sondern alle Gegenstände und Personen um uns herum die uns in Alarmfarben anspringen und unsere komplette Aufmerksamkeit wollen! „Ich bin wichtig!“ ruft das Auto und will gewaschen werden! „Nein! Ich bin wichtiger!“ ruft der Mülleimer der an die Strasse muss! „Ich! Ich! Ich!“ ruft die Email die geschrieben werden soll und es klingelt nur noch in unseren Ohren!

Alarm! Alarm! Alles gelb! Alles schreit! Die gelbe Farbe nimmt unser komplettes Leben ein!

Nur wir liegen irgendwann grau, bleich, farblos auf dem Boden und selbst wenn wir die Augen schliessen sehen wir gelbe Farbstreifen in unserem Kopf die hektisch hin und her zucken und uns nicht zur Ruhe kommen lassen.

Der Mann mit den weissen Haaren steht auf, nimmt das Blatt mit dem gelb markierten Text in die Hand, zerknüllt es und wirft es in den Müll.

War wohl doch alles nicht so wichtig…

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Venedig

Endlich. Ein Platz zum atmen. Auf den Treppenstufen vor der Kirche Santa Maria della Salute…. , auf der anderen Seite des Canal Grande, quasi gegenüber des berühmten Markusplatzes.

Vor mir die Stadt mit den vielen schmalen Gassen. Ich fühle noch die Enge zwischen den Häusern, romantisch, historisch, erdrückend.

Venedig. Eine Museumsstadt. Ich sehe Touristen die sich durch den Irrgarten der Stadt winden. Dafür muss man bezahlen. Viel bezahlen. Kleine dunkle spartanische Zimmer zu horrenden Preisen. Alles um ein Teil zu sein, ein Teil einer ergreifenden aber auch lähmenden Historie.

Jede Strassenecke birgt eine neue unheimlich Gasse, jedes Fenster verbirgt eine Geschichte. Aber es kommt einem vor, als wären diese Geschichten alle aus der Vergangenheit.

Dann weiss ich auch warum! Dann weiss ich was hier fehlt! Leben!

Wo sind die Kinderlachen! Das Geräusch von klirrendem Geschirr, von streitenden Liebespaaren? Der Geruch von frischer Wäsche, frischem Kaffee und verbranntem Toast?

Mir fehlen die alten, dickbusigen Frauen die aus den Fenstern miteinander über die Gassen klönen. Die Kinder die auf der Strasse spielen, kläffende kleine Köter die einem hinterherrennen und an die Bäume pinkeln!

Bäume…. Da ist es! Es gibt hier keine Bäume! Einige Dachterassen haben ein paar Pflanzen, in einigen Restaurants stehen Blumen auf dem Tisch. Aber in den Gassen? Da! Blumentöpfe! Mit Plastikpflanzen…. Alles mehr Schein als Sein? Wird diese tote Stadt nur für die vielen Touristen künstlich am Leben erhalten? Mit Plastikpflanzen? Lauten Sängern die „O Sole Mio“ Tag aus und Tag ein von wankenden teuren schwarzen Gondeln trällern?

Wenn die Sonne scheint, sieht man die stolzen Kaufmänner von Venedig bildlich vor sich, mit ihren teuren schimmernden Gewändern. Man sieht die prachtvollen Kleider der von Parfum duftenden reichen Hofdamen, mit ihren kleinen Sonnenschirmchen und den weissen Perücken! Dann kann man das Leben und die Seele dieser wunderschönen Stadt fühlen! Fast mit der Hand greiffen! Händler rufen auf den Strassen, verscheuchen spielende Kinder. Venezianische Musik klingt von den Plätzen, die Kirchen läuten zum Gottesdienst.

Doch dann kommen dunkle Wolken, die Stadt wird grau, die Gassen werden dunkel.

Die feuchte kühle Luft fährt einem durch Mark und Bein und es wird still.

Man hört nur noch das Wasser an die kalten Steinmauern klatschen. Ab und zu ein Motorboot, es stinkt nach Diesel.

Und weiter, über die nächste Brücke. Auf zu neuen Ufern! Was erwartet mich auf der anderen Seite? Hinter der nächsten Hausecke? Es sind dieselben dunklen, oft zugenagelten Fenster.

Es ist ein Spaziergang durch die Vergangenheit. Durch eine jahrhundertalte faszienierende Geschichte! Jede abgebröckelte Fassade könnte man fotografieren, jede kleine verschnörkelte Brücke läd zum träumen ein. Doch über fast jedes Foto mache ich einen Instagram Filter. Damit sieht es irgendwie schöner aus als in der Realität. Die Stadt fasziniert mich und macht mich auch traurig. Dieser melancholische Schleier, diese Gewissheit über die ungewisse Zukunft dieser Stadt lähmt mich. Man kommt nur durch Boote an andere Orte. Dieses Schaukeln auf den kleinen Wellen irritiert meinen Magen. Unwohlsein und Übelkeit auf jeder noch so kleinen Reise zu einem anderen Ort dieser grossen Stadt.

Es gibt diesen Film, „Wenn die Gondeln Trauer tragen“. Ich muss gestehen ich habe ihn nie gesehen, aber der Filmtitel ist für mich sehr präsent. Die stolzen Gondelieries schippern Horden von Touristen durch ihre kleine geliebte Stadt. In der Hoffnung, dass sie durch die Touristen bestehen bleibt, durch sie noch einen Sinn hat zu existieren. Die Trauer liegt tief in ihren Augen. Schon lang wollen die wahren Venezianer nicht mehr in ihrer heiligen Stadt bleiben. Die alten historisch wertvollen Häuser. Sie müssen restauriert werden. Die Pfähle im Wasser fangen an morsch zu werden. Das kann sich keiner leisten.

Nun ist es eine Museumsstadt. Vor wunderschönen Fassaden wird geheiratet, fotografiert, gelacht, geliebt. Doch was passiert dahinter? Die meisten Fensterläden sind verschlossen. Viele sogar vernagelt.

Und dann wird das nächste Boot genommen. Aus dem Museum heraus. Ins wahre Leben. Bis zum nächsten Museumsbesuch. Bis das Museum schliesst. Oder untergeht.